Avifaunistische
Kommission
der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO) |
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Vogel des Monats |
Januar 2008 |
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Er kommt aus dem Süden: Der Häherkuckuck Von Michael Jöbges Zum „Vogel des Jahres“ 2008 haben NABU und LBV den allgemein bekannten Kuckuck Cuculus canorus gekürt. Jeder kennt den Vogel, der seinen Namen nach seinem eingängigen Ruf erhalten hat und eine spezielle Form der Jungenaufzucht betreibt. Insbesondere seine Wirtsvögel wie Bachstelze, Teichrohrsänger, Rotkehlchen oder auch Zaunkönig wissen darüber gut zu berichten. In Deutschland wurden neben dem verbreiteten Kuckuck seit den 1950er Jahren auch der amerikanische Schwarzschnabelkuckuck Coccyzus erythrophthalmus und der in Südeuropa vorkommende Häherkuckuck Clamator glandarius als Wildvögel nachgewiesen. Die Familie der Kuckucke umfasst rund 130 Arten in der Alten und Neuen Welt. Wir wollen uns jedoch näher mit dem Häherkuckuck beschäftigen. In der Westpaläarktis ist die Art vor allem auf der Iberischen Halbinsel (ca. 60.000 Paare), in Frankreich (300 Paare), der Türkei (1.000 – 5.000 Paare), auf Zypern (500 – 1.000 Paare) und in Israel (500 Paare) verbreitet (SNOW & PERRINS 1998). Sein nördlichstes Vorkommen befindet sich in der Camarque in Südfrankreich. Seine Bestandsentwicklung ist zur Zeit unklar. Als Zugvogel überwintert die Art hauptsächlich südlich der Sahara. Beobachtungen nördlich der Brutverbreitung sind selten, nur einzelne Individuen werden nahezu jährlich in Mitteleuropa nachgewiesen. In den Niederlanden konnten seit dem 18. Jahrhundert bis 1996 16 Beobachtungen dokumentiert werden (VAN DEN BERG & BOSMAN 1999). Alle Nachweise datierten vom 18. März bis 16. Mai und 28. Juli bis 25. Oktober. Ein weiterer neuerer Nachweis stammt vom 14.4.2003 aus Losser, Oberijssel (2. KJ) (VAN DER VLIET 2005). Ebenfalls ist von einem aktuellen Fund aus Belgien zu berichten. Ein sterbender immaturer Häherkuckuck wurde am 29.07.2007 bei Westvleteren aufgegriffen (BIRDING WORLD 2007). In Deutschland konnten seit dem 20. Jahrhundert 16 Nachweise beschrieben werden (s. BAUER et al. 2005). Von der DSK wurden bisher elf Nachweise anerkannt, die bisher letzten stammen aus Hessen vom 31.07.1994 bei Kirchhain (Kreis Marburg) (1. KJ) und Bayern vom 13.08.1994 aus Seifen (Kreis Oberallgäu) (adultes Individium) (DEUTSCHE SELTENHEITENKOMMISSION 1996).. Aus Nordrhein-Westfalen liegen bisher zwei ältere Funde vor. Am 25.08.1925 wurde ein jüngeres Männchen in Kerken-Stenden, Kreis Kleve, geschossen (Landesteil Nordrhein). Der Balg soll sich im Museum A. Koenig in Bonn befinden (GEYR VON SCHWEPPENBURG 1926, MILDENBERGER 1984). Auch aus Westfalen gibt es eine Beobachtung. PACKMOHR (1963) berichtet von einem Nachweis am 23.10.1962 am südlichen Rande der Dortmunder Rieselfelder bei Waltrop, Kreis Recklinghausen. „Die Möglichkeit, dass der Vogel irgendwo entflogen ist, sollte nicht ausgeschlossen werden“ (REHAGE 1969). Bemerkenswert ist nun ein weiterer Nachweis des Häherkuckucks aus Nordrhein-Westfalen. Anfang August 1990 läutet mein Telefon: „Hier ist Frau Baitinger aus Wulfen am Apparat. Ich habe gestern einen verendeten Häherkuckuck aufgefunden. Nach Durchsicht in meinem Vogelbestimmungsbuch (welches auch immer!) handelt es sich um einen Häherkuckuck. Wenn Sie wollen, kann ich das Tier zur Nachbestimmung nach Recklinghausen bringen.“ - Prima und Danke sagte ich und dachte natürlich eher an einem „normalen“ Kuckuck. Aber die Überraschung gelang: Frau Baitinger brachte tatsächlich einen Häherkuckuck – er war nicht beringt und im Jugendkleid. Sie hatte ihn am 7. August 1990 am Bahnhof Reken im Kreis Borken gefunden. Arm- und Handschwingen sowie der Schwanz wiesen einen einwandfreien Zustand auf. Hinweise auf einen Gefangenschaftsflüchtling (Hungermerkmale, Gefiederschäden) waren nicht zu finden (siehe Fotos). Fotos 1-5 Auch wegen der damaligen Schönwetterphase zu Anfang August mit vorherrschendem Südwind war ein „Verfliegen“ der Art nach Mitteleuropa gut möglich. Das jahreszeitliche Auftreten (2x August, 1x Oktober) der bisher nachgewiesen Häherkuckucke in NRW gliedert sich in das zeitliche Vorkommen der Art in Mitteleuropa ein. Ein Gefangenschaftsflüchtling ist natürlich grundsätzlich nicht auszuschließen, da der Häherkuckuck auch – wenn auch selten - als Ziervogel gehalten wird. Der Nachweis des Häherkuckucks wurde von dem Seltenheitenausschuss der damaligen Westfälischen Ornithologengesellschaft (WOG) unter der Nr. 434 anerkannt (FELLENBERG 1991). Es war erst der dritte Nachweis eines Häherkuckucks in Nordrhein-Westfalen. Nach unseren bisherigen Kenntnissen fand eine Weitermeldung des Fundes an die Deutsche Seltenheitenkommission (DSK) trotz Empfehlung bisher nicht statt. Der tote Häherkuckuck hatte dann noch ein wahrhaft übles Schicksal: Durch einen Defekt der Kühltruhe in der Landesanstalt für Ökologie, der wegen eines langen Wochenendes erst zu spät bemerkt wurde, vergammelte er. Die Überreste mussten danach entsorgt werden. Dank Eckhard Möller danke ich für die Anregung, diesen Artikel zu schreiben und für die wertvolle Unterstützung bei der Literaturrecherche. Ebenfalls danke ich sehr herzlich Frau Claudia Beitinger aus Wulfen für die Meldung des Fundes und die Überbringung des Balges nach Recklinghausen. Literatur BAUER, H.-G., E. BEZZEL & W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel. Aula-Verlag, Wiebelsheim. BIRDING WORLD 20 (2007): Western Palearctic News: 274-278. DEUTSCHE SELTENHEITENKOMMISSION (1996): Seltene Vogelarten in Deutschland 1994. Limicola 10: 209-257. FELLENBERG, W (1991): 24. Ornithologischer Sammelbericht für Westfalen. Charadrius 27: 220-229. GEYR VON SCHWEPPENBURG, H. (1926): Clamator glandarius im Rheinland. Orn. Mon. Ber. 34: 1-2. MILDENBERGER, H. (1984): Die Vögel des Rheinlandes. Band 1. Beitr. Avifauna Rheinland. Heft 16-18, Düsseldorf. PACKMOHR, F. (1963): Häherkuckuck (Clamator glandarius) bei Dortmund. Orn. Mitt. 14: 136. REHAGE, H.-O. (1969): Häherkuckuck – Clamator glandarius, in: Peitzmeier, J.: Avifauna von Westfalen. Abhandlungen aus dem Landesmuseum für Naturkunde zu Münster in Westfalen 31, Heft 3: 303. SNOW, D.W. & C.M. PERRIS (1998): The Birds of the Western Palearctic. Non-Passerines. Oxford University Press, Oxford. VAN DEN BERG, A. & C. BOSMAN (1999): Rare birds of the Netherlands. Avifauna van Nederland 1. Utrecht. VLIET VAN DER, R.E., J. VAN DER LAAN & CDNA (2005): Rare birds in the Netherlands in 2004. Dutch Birding 27: 367-394. Anschrift des Verfassers: Michael Jöbges Berghäuser Straße 16 45663 Recklinghausen |
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