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VdM 01/2014

Die Doppelschnepfe aus der Wahner Heide bei Köln

Von Martin Becker

Am 29. September 2013 wurde im NSG Hühnerbruch in der Wahner Heide bei Troisdorf (Rhein-Sieg-Kreis) eine tote Schnepfe der Gattung Gallinago gefunden und zunächst als Bekassine bestimmt. Am 19. Oktober erhielt ich dann den tiefgefrorenen Vogel zur Nachbestimmung.

Als das Tier aufgetaut war, öffnete ich den Flügel und war sehr erstaunt, was ich dort sah: Hier war eine auffallende helle Bänderung zu sehen, die durch die großen Hand- und Armdecken (die mit weißen Spitzen gesäumt sind) und das weitere Deckgefieder des Flügels gebildet werden.

Sofort schaute ich mir die Steuerfedern an, besonders die vier Äußeren, und die Artdiagnose war hundertprozentig abgesichert: Es war eine Doppelschnepfe (Gallinago media). Diese Federn waren mit einem großen Weißanteil versehen, was typisch für die Art ist!

Da der Vogel in einem schlechten Zustand war, die Haut am Bauch und Kopf war aufgerissen, entschied ich mich ein Federpräparat anzufertigen. Der Rest des Vogels befindet sich in der  Skelettsammlung des Senckenberg-Museums in Frankfurt.

Abb.1 Doppelschnepfe Gallinago media 29. September 2013 Troisdorf SU: Am geöffneten Flügel erkennt man sehr gut die Bänderung auf dem Deckgefieder. Fotos: Martin Becker

Abb. 2 Doppelschnepfe Gallinago media Steuer: Gut zu sehen sind die sehr hellen äußeren Steuerfedern

Beschreibung der Gefiederdetails:

Vergleicht man die Hand- und Armschwingen der Doppelschnepfe, so fallen in erster Linie die Größenunterschiede auf. Bei beiden Arten ist H9 die Längste, jedoch weist die Doppelschnepfe ein erheblich größeres Maß (113mm) auf als die von mir vermessenen Bekassinen (n=11) mit einer durchschnittlichen Federlänge 101,27mm.

Federmaße der Doppelschnepfe vom 29.9.2013 (Alle Maße in mm, H= Handschwinge, A= Armschwinge, S= Steuerfeder):

H10 110 mm, H9 113, H8 110, A1 74

S8 58, S7 60, S6 61, S5 63, S4 64, S3 65, S2 65, S1 64

Federmaße der Bekassine:

H10 97-104 (m 98,91) H9 98-105 (m 101,27) H8 (m 95-103)

S7 56-64 (m 58,63), S6 59-62 (m 60,13), S5 61-64 (62,88), S4 62-67 (64,50), S3 62-67 (64,38) S2 61-66 (m 63,50) S1 58-65 (m 62,34)

Im Vergleich zur Doppelschnepfe besitzt die Bekassine nur 7 Steuerfederpaare!

Abb. 3 Gefieder des Flügels der Doppelschnepfe

Das Aussehen der Hand- und Armschwingen ist fast identisch zu denen der Bekassine mit einem feinen kleinen Unterschied: Die Armschwingen der Doppelschnepfe weisen sehr schmale Endsäume auf, lediglich 1,5 mm. Bei der Bekassine sind es hingegen 4-7 mm. Auch das Kleingefieder differiert: Die Alula, Hand- und Armdecken inklusive der mittleren und kleinen Armdecken weisen weiße 2-3 mm starke Endsäume auf. Diese Säume geben dem Flügel ein gebändertes Aussehen.

Auf dem Unterflügel finden wir ein weiteres Merkmal in den Großen Unterarmdecken: Sie sind von dunkelgrauer Grundfärbung mit einer leichten Bänderung. An einem Bekassinenflügel sind diese Partien fast weiß.

Abb. 4 Unterhand- und Armdecken der Doppelschnepfe

Die Hand- und Armschwingen hinterlassen während des Betrachtens einen breiten Eindruck, ebenfalls die Steuerfedern, dies ist ein Merkmal für einen adulten Vogel. Das Steuer der Doppelschnepfe unterscheidet sich in der Größe nicht von dem der Bekassine. Die Anzahl der Steuerpaare unterscheidet sich bei beiden Arten: Bekassine sieben und bei der Doppelschnepfe acht Paare.

Abb. 5 Steuer der Doppelschnepfe

Besonders auffällig sind bei der Doppelschnepfe die äußeren Steuerfedern mit ihrer weißen Grundfärbung – ein Merkmal, das mitunter auch bei einem auffliegenden Vogel gut zu sehen ist. Auf dieser weißen Grundfärbung befindet sich eine graubraune Bänderung, die von S8 nach S5 immer stärker wird. Schließlich kommen immer mehr rostrote Töne im oberen Drittel der Federn S4-S1 hinzu. Das Steuer der Bekassine weist keine Weißtöne auf und ist durchgängig dunkel, und S7 ist etwas verbreitert in der Innenfahne zum Erzeugen des Balzmeckerns.

Bei jungen Doppelschnepfen ist das Weiß der äußeren Steuerfedern offenbar weniger ausgedehnt als bei den adulten (siehe Foto bei Roadhouse 2013).

Literatur:

Roadhouse, A. (2013): The Great Snipe in East Yorkshire. Birding World 26: 381-384.

Anschrift des Verfassers:

Martin Becker

Alte Poststraße 7

54516 Wittlich