VdM 03/2018
Neue Bruten des Gänsesägers in Westfalen
Von Eckhard Möller & Wolfgang Pott
Im Register des Atlasbandes von 2002 über die Brutvögel Westfalens von 1989 bis 1994 (NWO 2002) ist der Artname nicht zu finden. Dasselbe negative Ergebnis zeigt der dicke Brutvogelatlas von Nordrhein-Westfalen mit Kartierungsarbeiten ab etwa 2005 (Grüneberg & Sudmann 2013). Im rheinischen Brut- und Wintervogelatlas von 2005 ist der Gänsesäger (Mergus merganser) dagegen mit einem Brutnachweis erwähnt, weil Hermann Josef Beser und Walter Bähr Anfang Juli 1993 ein Weibchen mit zwei nicht-flüggen Jungvögeln auf dem Rhein bei Meerbusch (Kreis Neuss) beobachtet hatten (Beser 1995).
Es dauerte 18 Jahre, bis der zweite Brutnachweis gelang: Am 2. Juni 2011 entdeckte Frank Ulbrich mit Vater und Bruder bei einer Kanutour auf der Lippe Richtung Wesel im Raum Hünxe-Gartrop ein Gänsesäger-Weibchen mit neun Küken (Ulbrich 2011). Die gut dokumentierte Beobachtung wurde von der Avifaunistischen Kommission anerkannt (AviKom 2012).
Abb.1: 13 Gänsesäger-Küken am 23. Mai 2015 Ruhr bei Binnerfeld HSK.
Foto: Barbara Hensel
Abb. 2: Gänsesäger mit 9 Küken am 23. Mai 2015 Ruhr bei Binnerfeld HSK.
Foto: Barbara Hensel
Abb. 3: Gänsesäger mit 3 Küken 7. Mai 2016 Ruhr bei Binnerfeld HSK.
Foto: Gabi Pannewig
Ein in der Literatur erwähnter weiterer Brutnachweis auf der Ruhr bei Neheim (Hochsauerlandkreis) (Koch 2012) – er wäre der erste in Westfalen – ist leider bisher nicht bei der Avifaunistischen Kommission dokumentiert worden.
Im August 2014 führte ein Gänsesäger-Weibchen auf der Lenne bei Hagen-Hohenlimburg zehn Jungvögel (Andreas Welzel, Bernd Fähmel, Angelika Nott-Braun, Timothy Drane). Die mit Fotos belegte Beobachtung wurde von der Avifaunistischen Kommission anerkannt (AviKom 2015).
Am 22. Mai 2015 entdeckte Barbara Hensel (Bergkamen) auf der Ruhr bei Arnsberg-Neheim-Binnerfeld (Hochsauerlandkreis) gleich zwei weibliche Gänsesäger, die 9 und 13 pulli führten (Abb. 1, 2). Am 24. Mai konnten Gabi Pannewig und Frank Pannewig (Welver) die Beobachtung dort bestätigen.
Auch 2016 wurden in diesem Bereich wieder zwei Weibchen mit 3 Küken (am 7. Mai/Abb. 3) und mit 6 Küken (am 4. Juni) fotografiert (G. & F. Pannewig). Außerdem hielten sich dort fünf weitere Weibchen offenbar ohne Nachwuchs auf.
Der aktuelle Brutbestand (offenbar überwiegend oder ausschließlich Gebäudebruten) im dortigen Ruhrtal wird bei bis zu fünf Brutpaaren eingeordnet (Grüneberg et al. 2016).
Die Gänsesäger sind jetzt offenbar regelmäßig Brutvögel in Nordrhein-Westfalen. Weitere nicht entdeckte Bruten an den Flüssen sind zu vermuten (zum Beispiel im Else-Werre-Bereich in Ostwestfalen) oder nach zunehmenden Brutzeit-Beobachtungen möglich (zum Beispiel im Einzugsgebiet der Lippe in Mittelwestfalen).
Herzlich willkommen!
Danksagung: Unser Dank geht an Barbara Hensel und an Gabi & Frank Pannewig für die vorzüglichen Fotos.
Literatur:
AviKom (2012): Seltene Vogelarten in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2011. Charadrius 48: 97-114.
AviKom (2015): Seltene Vogelarten in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2014. Charadrius 51: 105-106.
Beser, H. J. (1995): Gänsesägerweibchen (Mergus merganser) mit nichtflüggen Jungen auf dem Rhein bei Meerbusch, Kr. Neuss. Charadrius 31: 18.
Grüneberg, C., S. Sudmann et al. (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. Münster.
Grüneberg, C. et al (2016): Rote Liste der Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens, 6. Fassung, Stand: Juni 2016. Charadrius 52: 1-66.
Koch, B. (2012): Erster Brutnachweis des Gänsesägers für Westfalen. Irrgeister 29: 54.
NWO (2002): Die Vögel Westfalens – Ein Atlas der Brutvögel von 1989 bis 1994. Neunkirchen.
Ulbrich, F. (2011): Vogel des Monats August 2011: Zweiter Brutnachweis des Gänsesägers in Nordrhein-Westfalen. Charadrius 47: 201-202.
Wink, M., C. Dietzen & B. Gießing (2005): Die Vögel des Rheinlandes (Nordrhein) – Ein Atlas der Brut- und Wintervogelverbreitung 1990 bis 2000. Neunkirchen.
Anschriften der Verfasser:
Eckhard Möller
Siftskamp 57
32049 Herford
Wolfgang Pott
Ostenallee 6
59063 Hamm