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VdM 06/2015

Der Tordalk von Waltrop

Von Eckhard Möller

Es war im Februar 1949, als Klemens Söding bei den Recherchen für seinen vier Jahre später erschienenes Buch „Vogelwelt der Heimat“ (Söding 1953) eine Mitteilung bekam, dass im Winter 1928/1929 bei Waltrop (Kreis Recklinghausen) ein Papageitaucher gegen eine Leitung geflogen, gestorben und dann präpariert worden sei. Auf einigen Umwegen erfuhr Söding dann die Adresse des Besitzers des Balges und suchte ihn auf.

Der Vogel war in einem geschlossenen Kasten „hoch oben an der Wand der Diele“ verwahrt, also wohl hinter Glas, und daher gut erhalten. Zu seiner großen Überraschung sah Söding, dass der „Papageitaucher“ gar kein Papageitaucher war, sondern ein Tordalk (Alca torda) im Ruhekleid! Wegen seines „ziemlich hohen“ Schnabels nahm Söding an, dass der Alk zur Unterart A. t. torda gehörte.

Dieser bis heute einzige Nachweis in unserem Bundesland ist von Peitzmeier (1969) in seine „Avifauna von Westfalen“ aufgenommen worden und später von Herkenrath (1995) und Rheinwald & Schmitz (2007) in ihre Artenlisten von NRW.

Tordalk in Westfalen? So tief im Binnenland? Unvorstellbar – könnte man meinen…

Abb. 1-3: Der Tordalk von Macken/Rheinland-Pfalz. Fotos: Kathrin Schidelko & Darius Stiels. Museum Alexander Koenig Bonn, Mai 2015.

Ein Blick in die rheinische Avifauna von Heinz Mildenberger (1982) fördert einen noch erstaunlicheren Nachweis zu Tage: Am 20. Februar 1940 wurden bei Macken (Kreis Mayen-Koblenz/Rheinland-Pfalz), das damals als zum „Rheinland“ gehörig betrachtet wurde, gleich acht Tordalke entdeckt, von denen vier lebend, aber stark geschwächt gegriffen werden konnten. Sie starben kurz darauf. Einer davon gelangte als „Belegexemplar“ in die Sammlung des Museums Alexander Koenig in Bonn (Abb. 1-3). Die anderen vier Tordalke, die nicht „gegriffen“ wurden, konnten noch fortfliegen (Neubaur 1957).

Ebenfalls 1940, nämlich am 14. Februar, wurde weit weg vom Meer in Hessen ein Tordalk bei Frankfurt am Main nachgewiesen (Glutz von Blotzheim 1999). Erstaunlicherweise konnte Zang (in Zang et al. 1991) aus dem niedersächsischen Binnenland keinen einzigen Nachweis aufführen.

Danksagung: Großer Dank geht an Kathrin Schidelko & Darius Stiels, die den Tordalk von Macken in der Bonner Sammlung aufgespürt und hervorragend fotografiert haben.

Literatur

Glutz von Blotzheim, U. (1999): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 8 II. Wiebelsheim.

Herkenrath, P. (1995): Artenliste der Vögel Nordrhein-Westfalens. Charadrius 31: 101-108.

Mildenberger, H. (1982): Die Vögel des Rheinlandes, Band 1. Düsseldorf.

Neubaur, F. (1957): Beiträge zur Vogelfauna der ehemaligen Rheinprovinz. Decheniana 110: 1-278.

Peitzmeier, J. (1969): Avifauna von Westfalen. Münster.

Rheinwald, G. & M. Schmitz (2007): Vögel zwischen Rhein und Weser. St. Katharinen.

Söding, K. (1950): Tordalk (Alca torda L.) – Erstnachweis für Westfalen. Natur und Heimat 2: 88.

Söding, K. (1953): Vogelwelt der Heimat. Recklinghausen.

Zang, H., G. Großkopf & H. Heckenroth (1991): Die Vögel Niedersachsens und des Landes Bremen – Raubmöwen bis Alken. Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen Sonderreihe B Heft 2.6. Hannover.

Anschrift des Verfassers:

Eckhard Möller

Stiftskamp 57

32049 Herford