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VdM 04/2014

Die Riesentafelente von Rees

Von Sven Stadler

14. November 2013, gegen 14.30 Uhr an der Reeser Schanz nördlich der Ortschaften Oberdorf und Niedermörmter (Kreisgrenze Wesel/Kleve). Das Rheinvorland der Reeser Schanz war aufgrund eines Hochwasserereignisses teilweise überflutet, weshalb ich die Wasservogel- und Gänsezählung mit einem Motorboot, dem sogenannten Flieger, fortgesetzt habe. Ausgestattet mit Fernglas und Spektiv fuhr ich bei windigem und leicht regnerischem Wetter die Flutmulde in südöstliche Richtung entlang und suchte die Wasserfläche nach Wasservögeln ab.

Zunächst konnten lediglich vereinzelte Stockenten, Blässhühner, Grau- und Silberreiher, Haubentaucher, Kormorane sowie mehrere Lachmöwenschwärme auf Nahrungssuche beobachtet werden. Nachdem ich die durch das Hochwasser unzugänglich gewordene Fläche zwischen der Flutmulde und dem Rhein nach Wildgänsen abgesucht hatte, ging es wieder mit dem Flieger zurück in Richtung der Anlegestelle.

Während eines Zwischenstopps fiel mir beim Blick durch das Fernglas ein einzelner etwa 300 m vom Boot entfernter und in Ufernähe schwimmender Wasservogel auf. Auch als ich weiter in Richtung des unbekannten Vogels schipperte, konnte ich ihn immer noch nicht identifizieren. Trotz schlechter Sichtverhältnisse waren inzwischen ein großer Schnabel sowie ein langer und dicker Hals zu erkennen. Sein äußeres Gesamtbild entsprach eindeutig dem einer Ente.

Ratlos versuchte ich mich mit langsamer Geschwindigkeit dem Tier zu nähern, um mit der Digitalkamera ein Foto zu machen. Die unbestimmte Ente hatte schon längst den Flieger samt Passagier bemerkt, zeigte aber noch kein Fluchtverhalten. Der Vogel hatte einen gräulich gefärbten Rücken und dieselbe Flügelfarbe im Kontrast zum rotbraunen Kopf und Hals sowie einen hellen Augenring und einen abwärtsgebogenen, hellen Hinteraugenstreif. Auffällig war zudem der dicke und kräftige schwarze Schnabel. Um das mittlerweile unruhig hin und her schwimmende Tier nicht weiter zu stören und ein Auffliegen zu vermeiden, trat ich kurzerhand den Rückweg an.

Auf der Flutmulde und im näheren Umfeld wurden bisher neben den bereits erwähnten Stockenten Löffel-, Pfeif-, Schnatter-, Reiher-, Tafel-, Krick- und Schellenten erfasst. Dass es sich bei diesem Individuum nicht um eine der hier bisher von mir beobachteten Entenarten handelte, war eindeutig. Die auffällige Körpergröße in Verbindung mit dem ausgeprägten Schnabel und langen Hals ließ an Meeresenten denken. Aber an welche?

Riesentafelente, Reeser Meer, 14.11.2013 (c) Sven Stadler

Am selben Abend begann ich mit der Recherchearbeit, bei der ich alle Entenvögel im Kosmos Vogelführer (Svensson et al. 2011) mehrmals durchsah, bevor ich sicher war. Es handelte sich um eine weibchenfarbene Riesentafelente (Aythya valisineria). Obwohl alle Kennzeichen zutrafen u